RHIA-Theorie

Standdes theoretischen Grundlagenwissens aus BWL, Psychologie & Soziologie

Für die theoretische Fundierung des verfolgten, integrativen und disziplinübergreifenden Ansatzes bedarf es der Grundlagen aus unterschiedlichen Fachdisziplinen. Da vier unterschiedliche Ansätze miteinander verknüpft werden, ist die Basisliteratur viermal so groß wie bei singulären Ansätzen. Im Forschungsprojekt bedarf es daher zu Projektbeginn einer umfangreichen Literaturanalyse der Einzelgebiete. Anschließend müssen die Ansätze sicher miteinander verknüpft werden. Dies ist ohne den Einbezug der Spezialisten, Dr. Auer (Heuristiken), Prof. Küpers (Intuition) und Dipl.-Phys. Schneider (Antizipation und Quantenphysik) kaum möglich. Die betriebswirtschaftliche Entscheidungstheorie wird somit sehr stark erweitert. In der Betriebswirtschaftslehre, Psychologie und Soziologie können die Bausteine RHIA auf folgende Grundlagenforschungen basiert werden:

  • Rationale, kognitive Entscheidungen auf Basis der Entscheidungstheorie: Alfred Kieser
  • Heuristiken: Gerd Gigerenzer, Entscheidungsheuristiken (vereinfachende „Faustregeln“)
  • Intuitionsforschung: Ap Dijksterhuis, Theorie des „Unbewussten Denkens“ und Gary Klein, Natürliche Entscheidungsprozesse
  • Antizipation: Dean Radin

Zu den verschiedenen Erklärungsansätzen für die Intuition haben die oben genannten Wissenschaftler verschiedene Basisstudien durchgeführt und Theorien entwickelt. Hiervon werden die wichtigsten Studien vorgestellt, um exemplarisch Entscheidungsprozesse im Bereich der Intuition darzustellen.

 Rationale Entscheidungenauf Basis der deskriptiven Entscheidungstheorie

In der betriebswirtschaftlichen Entscheidungstheorie wird zwischen normativer und deskriptiver Entscheidungsforschung unterschieden. Die normative Entscheidungstheorie beschreibt jedoch nicht die Realität, sondern gibt Verhaltensempfehlungen für alternative Entscheidungssituationen in der Realität, indem sie aufzeigt, wie Entscheidungen getroffen werden sollten. Dieser Ansatz kann daher nicht verfolgt werden. Deskriptive Entscheidungstheorien werden dahingegen nicht deduktiv, sondern induktiv aus empirischen Beobachtungen abgeleitet. Diese Beobachtungen werden nicht nur aus dem Verhalten von Individuen und Gruppen in realen Situationen, sondern insbesondere auch aus kontrollierten Experimenten gewonnen. Gerade durch letztere können die Axiomensysteme normativer Entscheidungstheorien gezielt überprüft werden. Dabei zeigt sich, dass reale Entscheider dem Rationalitätsideal normativer Theorien selten voll entsprechen. Deskriptive Entscheidungstheorien verwerfen daher die Annahme einer absoluten Rationalität menschlicher Entscheidungen und beziehen im Einklang mit psychologischen und soziologischen Erkenntnissen die vielfachen individuellen und sozialen Begrenzungsfaktoren der menschlichen Rationalität in die Analyse ein. Deskriptive Entscheidungstheorien können dementsprechend auch als Theorien intendierten, jedoch beschränkten Rationalverhaltens interpretiert werden. Die berücksichtigten Beschränkungen sind vorwiegend kognitiver Art (z. B. die beschränkte Informationsverarbeitungskapazität des Menschen).

Der Wirtschaftswissenschaftler Alfred Kieser ist einer der führenden deutschen Forscher zur Organisationstheorie und Autor von zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen, welche über betriebswirtschaftliche Aspekte hinaus auch für die Soziologie von Bedeutung sind. Als Standardwerk der Organisationstheorie gilt sein gemeinsam mit Peter Walgenbach verfasstes Buch „Organisation“. Kritisch steht er der Beratung durch betriebswirtschaftliche Ansätze gegenüber, insbesondere tauge seiner Auffassung nach die Organisationstheorie nicht zur praktischen Unternehmensberatung.

Entscheidungsheuristikenaus der Psychologie & Sozialpsychologie

Die Heuristik bezeichnet die Wissenschaft, mit begrenztem Wissen, d. h. unvollständigen Informationen, und wenig Zeit dennoch zu wahrscheinlichen Aussagen oder praktikablen Lösungen zu kommen. Es bezeichnet ein analytisches Vorgehen, bei dem mit begrenztem Wissen über ein System mit Hilfe mutmaßender Schlussfolgerungen Aussagen über das System getroffen werden.

Bauchgefühl, Psychologie und Unbewusstes Denken

Einer der führenden Vertreter dieser Forschungsrichtung ist Gerd Gigerenzer, Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Er arbeitet an begrenzter Rationalität, Heuristiken und effizienter Entscheidungsbäume, wie man rationale Entscheidungen treffen kann, wenn Zeit und Information begrenzt und die Zukunft ungewiss ist (Entscheidung unter Ungewissheit). Dazu hat er gemeinsam mit den Medizinern in den USA die Diagnostik nachgewiesen, wie Ärzte unter Zeitdruck heuristische Entscheidungen treffen und damit oft besser liegen als nach langen rationalen Entscheidungsgängen. 

Intuition und Natürliche Entscheidungsprozesse

„Intuition ist die Fähigkeit, Einsichten in Sachverhalte, Sichtweisen, Gesetzmäßigkeiten oder die subjektive Stimmigkeit von Entscheidungen zu erlangen, ohne diskursiven Gebrauch des Verstandes“. Der Psychologe Gary Klein ist im Bereich des Gebietes der natürlichen Entscheidungsprozesse einer der Pioniere. Seine Arbeiten beschäftigen sich vorwiegend mit der Intuition in der Arbeitswelt. Er befasst sich hauptsächlich mit Berufsgruppen, die in ihrem Beruf wichtige und schnelle Entscheidungen treffen müssen. Zu dieser Gruppe zählen Polizisten, Feuerwehrleute, Ärzte, Krankenschwester, Börsenhändler, Juristen und Manager.

Klein definiert Intuition als die Art, wie wir unsere Erfahrungen in Urteile und Entscheidungen übersetzen. In seinem Modell lässt sich Intuition auf die von Experten in ihren jeweiligen Beruf gemachten Erfahrungen zurückführen: „Experten haben aufgrund ihrer Erfahrung gelernt, alle möglichen Dinge zu sehen, die für andere Menschen unsichtbar sind.“ D. h., dass eine spezielle Situation bestimmte Zeichen erzeugt. Die menschliche Wahrnehmung registriert diese Zeichen und gleiche sie mit vergleichbaren Situationen aus der Vergangenheit ab. Aufgrund dieser Muster aus der Vergangenheit werden bestimmte Handlungen ausgelöst. In seinem Modell läuft im Gehirn ein zweiter Kreislauf ab, in dem mentale Simulation vorgenommen wird. Hierbei wird geprüft, welche Folgen eine bestimmte Reaktion haben wird. Die genannten Prozesse laufen dabei unbewusst ab.

Nach Klein ist die Intuition nicht nur durch Erfahrung, sondern auch durch entsprechende Trainingsprogramme lernbar und verbesserbar. Dazu hat er ein Trainingsprogramm „Vielentscheider“ entwickelt, welches das sogenannte „Recognition Primed Decision Model“ als Basis hat. Diesem Ansatz wird in dieser Studie verfolgt, auch wenn dessen Modell nicht vollständig umgesetzt werden kann.

Aufgrund der Studien des Sozialpsychologe Ap Dijksterhuis kann davon ausgegangen werden, dass mit zunehmender Kompliziertheit der Wahl die intuitive Entscheidung der rationalen Alternative überlegen ist.

Antizipation

Die bisher dargestellten Modelle können noch nicht alle Phänomene des intuitiven Entscheidungsverhaltens beschreiben. In den letzten Jahren haben sich zahlreiche neue Ansätze entwickelt, die z. B. auf Empathie, Translationssymmetrie beruhen. Oft sind diese Ansätze auch vom Zufall wissenschaftlich nicht abgrenzbar.

Ein wissenschaftlich gut basiertes Erklärungsmodell verfolgt Dr. Dean Radin, der als Senior Scientist am Institute of Noetic Sciences tätig ist. In verschiedenen Experimenten konnte er nachweisen, dass Menschen die Zukunft antizipieren können, indem er Messungen des Hautwiderstandes (Prinzip des Lügendetektors) und der Erweiterungen von Pupillen vornahm. Kürzlich vorgenommene Metastudien, die insgesamt bis zu 90 Experimente und Studien mit der Antizipation untersuchten, bestätigen die von Radin gemessenen Effekte.

Mit der Verwendung des Ansatzes von Radin lassen sich entscheidungstheoretische Phänomene wissenschaftlich untersuchen, die bislang nicht erklärbar waren und als Zufall ausgeschlossen werden sollen. Die Verknüpfung mit den drei Komponenten ist in der Wissenschaft einzigartig. Dabei wird nicht davon ausgegangen, dass sich die Ergebnisse von Radin reproduzieren lassen. Zur Vollständigkeit und zum Abgleich des Zufalls wird der Ansatz aufgenommen.